Dr. Christian H. Hodeige, 30.04.2012

 

Lieber George,

liebe Lilly,

Sehr geehrte Festgäste,
Es ist für mich heute Abend eine große Ehre ein kurzes Grußwort an meinen großartigen Freund George Gruntz und an Sie richten zu dürfen. Über John Coltrane und George Gruntz zu sprechen, über zwei Titanen des amerikanischen und europäischen Jazz, ist aus der Warte des Herausgebers und Verlegers der Badischen Zeitung immer ein Stück Anmaßung. Und so erlauben Sie mir zwei Persönlichkeiten zu zitieren, die die beiden Helden des heutigen Abends besser beschreiben können, als ich:  

Zitat Anfang   
„Er war immer schwer zu fassen, im Studio und auf dem Bandstand ebenso wie im Privatleben; immer in Bewegung und unaufhörlich sich verändernd wie seine Musik, die nicht nur Jazzmusiker beeinflusste, sondern auch Musiker aus den Bereichen Rock und Klassik. Und John Coltrane war mehr als nur ein Musiker; von diesem ruhigen zurückhaltenden Mann ging etwas Mystisches aus, das die Zuhörer in seinen Bann zog, selbst jene, die wenig oder gar nichts über Musik wussten, spürten in den Klängen eines Saxophons etwas jenseits aller Musik, das auch den Abgebrühtesten unter die Haut ging. Viele Menschen änderten ihr Leben von Grund auf, nach dem sie Coltrane gehört haben.“
Zitat Ende
 (Walter Richard Langer, der Moderator und Jazzexperte aus Österreich)

Zitat Anfang
„George Gruntz lebt aus Überzeugung „on the sunny side of the street“ und freut sich
erst noch darüber. Das wirkt anziehend und ansteckend zugleich. Macht ihn gleichzeitig verführbar und zum Verführer und ließe ihn leichtfertig erscheinen, wäre da nicht ein spürbarer Gegenzug. Seine gelebte Treue zu Menschen und Sachen (auch musikalischen), die ihm wichtig sind. Seine Unnachgiebigkeit, wenn es um Arbeit und Qualität geht. Seine Ernsthaftigkeit, mit der er sich um Verstehen und Wissen bemüht.
Ich habe George Gruntz immer so erlebt und schätzen gelernt, als Wanderer zwischen den
Welten, musikalisch und menschlich. Als Charmeur im Blazer der Zeit und hingebungsvollen jungen Pianisten. Als lebenslustigen Genießer und knallharten Profi im Musikgeschäft. Als zornigen Probenleiter und ausgelassenen Animator. Als musizierenden Spaßvogel und beharrlichen Notenfuchser. Weich und hart zugleich: zusammengehalten und versöhnt durch eine Mitte aus Sachverstand und Offenheit ...das macht den liebenswerten und außerordentlichen Menschen George Gruntz überhaupt erst möglich und erklärbar.“
Zitat Ende
(Hans Peter Platz, der ehemalige Chefredakteur der Basler Zeitung)

Diesen eindrucksvollen Charakterisierungen ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. So, wie  mich als damals jungen Menschen die Musik von Miles Davis und John Coltrane nach und nach, tiefer und tiefer beeindruckt hat, wie Jazz und schwarze Musik ein Teil meines Lebens wurde, so möchte ich heute Abend meine Verehrung  für den Pianisten, Bandleader, Komponisten, Arrangeur und, vor allem, Innovator George Gruntz zu Ausdruck bringen.
„Ich reflektiere die Themen in meiner eigenen Sprache und lege sie dem großen Meister quasi vor die Füße – in der Hoffnung ihm eine Freude zu machen“ sagst Du, George über den heutigen Abend in einem Interview mit der Badischen Zeitung. Danke, dass wir alle dabei sein dürfen!
Du hast immer eine besondere Beziehung zu Freiburg gehabt, die sicher auch mit dem Gründer des Freiburger Jazzhauses, meinem verstorbenen Freund Waldi Heidepriem, zu tun hatte und sich heute in Deiner Unterstützung der Jazz und Rockschule in Freiburg niederschlägt. Diese hat sich nun zu einer privaten, staatlich anerkannten, „Hochschule für Kunst, Design und Populäre Musik“ entwickelt und ich habe die große Freude, Dir anzukündigen, dass Du der erste Ehrensenator der Hochschule werden wirst. Herzlichen Glückwunsch vorab!     
George Gruntz und sein großartiges Lebenswerk feiert das Leben zwischen den Welten, zwischen den Kulturen, zwischen den Hautfarben, zwischen den Gesellschaften und zwischen den Musikrichtungen im Jazz und erinnert uns alle, es gibt nur eine Welt und deren Bewohner. Jazz ist Weltmusik, macht das Leben ein Stückchen lebenswerter und zelebriert den Unterschied, dafür sei Dir, Lieber George und den phantastischen Musikern der NDR Bigband von Herzen gedankt.   

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!


Rede anlässlich des Konzertes von George Gruntz mit der NDR Bigband, Schauspielhaus Basel, 30.04.2012